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Allendorf

Blick in die Dauerausstellung im DIZ Stadtallendorf über die Geschichte von Allendorf.

Einer Schenkung des Klosters Hersfeld aus dem Jahr 782 verdankt der Ort seine erste Erwähnung. Dort wurde er als „Berinscozo“ (Bärenschuß) bezeichnet. Neben den Klöstern Hersfeld und Fulda gewann der Erzbischof von Mainz als Territorialherr wachsende Bedeutung. Anfang des 13. Jahrhunderts kam Allendorf in seinen Besitz. Über die Jahrhunderte hinweg bestimmten die Auseinandersetzungen zwischen den Kurfürsten von Mainz und den hessischen Landgrafen die Geschicke Allendorfs. Ab 1803 gehörte der Ort zu Hessen-Kassel und ab 1866 zum Königreich Preußen.

„... so dürfen wir Allendorf trotz seiner hohen Lage als günstig gelegen betrachten. Aus dem Ohmtale weht eine frische, gesunde, durch die umliegenden Waldungen sehr ozonreiche Luft. Infolgedessen ist der Gesundheitszustand ein recht günstiger“, stellte 1925 der Chronist Philipp Dux fest.

Die Bevölkerungszahl wuchs kontinuierlich von 1.307 im Jahr 1833 auf 1.510 im Jahr 1930. Allendorf war bis 1938 ein malerisches, beschauliches Dorf in Oberhessen, weitab von der Hektik der Großstädte. Fachwerkbauten in fränkischer Bauweise dominierten bis zum Ende der Weimarer Republik das Bild.

Die Barockkirche St. Katharina bildete nicht nur von ihrer Lage her das dörfliche Zentrum. Sie war der bestimmende Mittelpunkt für das Leben der mehrheitlich katholischen Einwohner und hatte großen Anteil an dem intakten Sozialmilieu.

Haupterwerbsquelle war die Landwirtschaft. Zahlreiche Familien verfügten jedoch nur über geringe Ackerflächen. Deshalb waren viele Allendorfer auf zusätzliche Erwerbsquellen angewiesen. Um 1803 lebten 91 Landwirte, 36 Tagelöhner, sowie 45 Handwerker, 3 Musikanten und 2 Wirte in Allendorf. Nicht zuletzt durch den Anschluß an die Main-Weser-Bahn im Jahr 1850 veränderte sich auch die Berufsstruktur. So arbeiteten 1927 noch 74 Einwohner als Landwirte und 39 als Arbeiter bzw. Tagelöhner. 67 Menschen lebten von einem Handwerk und 35 Personen gaben Händler als Beruf an. Da keine größeren Industriezweige im hiesigen Raum vorhanden waren, mußten einige Allendorfer zusätzlich als saisonale Arbeitskräfte in anderen Regionen, insbesondere in Westfalen, arbeiten.

Zur Zeit der Weimarer Republik gab es in Allendorf ein reges Vereinsleben. Die landwirtschaftliche Prägung spielte natürlich eine wichtige Rolle (Ziegenzuchtverein). Zum Dorfleben gehörten außerdem der Gesangsverein und der Schützenverein. Auch die konfessionelle Ausrichtung spiegelte sich wieder (Josephsverein). Des weiteren gründete sich damals der gesellige Verein „Frohsinn“ ebenso wie der Fußballverein „Eintracht“. Letzterer mußte noch um seine Anerkennung kämpfen und ein Fußballplatz war keine selbstverständliche Einrichtung wie aus dem folgenden Eintrag im Protokollbuch der Gemeinde Allendorf am 12. Februar 1921 deutlich wird: „Dem Fussballklub dahier, soll auf seine Eingabe vom 24.v.Monats der sogenannte Hirtgarten zum Spielplatz überwiesen (werden). Ein Durchzug von Gemeindeheerden sowie der öffentliche Verkehr darf jedoch nicht dadurch gestört werden.“

Die kleine jüdische Gemeinde in Allendorf bestand in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts aus 8 Familien. Seit 1919 gab es einen jüdischen Friedhof am „Läuser Weg“ und die politische Gemeinde übernahm gleichermaßen für die Kirche wie auch für die Synagoge, Haus-Nr. 73 heute Mittelgasse, bis November 1923 die Stromkosten. So heißt es z.B. über die Familie Ransenberg, dass sich dort christliche und jüdische Männer zum Kartenspielen und Erzählen trafen. Beide Söhne, Walter und Herbert, waren Mitglieder im Gesangs- und Fußballverein.

Nach einem Fußballspiel starb Herbert Ransenberg im Alter von 26 Jahren an Herzversagen. Seine Beerdigung fand unter großer Anteilnahme der Dorfbevölkerung im August 1927 statt.

Von 39 Juden, die in den 20er und 30er Jahren in Allendorf lebten, konnten während der NS-Zeit 24 emigrieren. 14 Menschen starben in den verschiedenen Vernichtungslagern. Namentlich waren dies: Israel Buxbaum, Josefine Buxbaum, Hedwig Kallheim, Siegmund Buxbaum, Johanna Buxbaum, Helga Bertha Buxbaum, Lina Buxbaum, Mathilde Buxbaum, Hermann Ransenberg, Frommet Fanny Ransenberg, Hilda Ransenberg, Frieda Fradchen Stern, Salomon Wertheim und Max Woschinksi.

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